Stressfreier mit dem ersten Kind: Elterngeld, Elternzeit & Partnerschaft
Ihr habt noch keinen Kitaplatz? Vielleicht möchtet ihr euer Kind aktuell nicht fremdbetreuen lassen? Oder ihr braucht generell Impulse und Ideen, um das Leben mit Kind für euch passend zu gestalten? Im folgenden Artikel werde ich einerseits wichtige Aspekte aufzeigen und andererseits konkrete Hinweise geben. Denn das Leben mit dem ersten Kind kann stressfreier sein als es aktuell möglicherweise für euch ist. Erfahrt:
- Wie ihr das Elterngeld optimal für euch nutzen könnt
- Welche Fragen für den Alltag als Paar und Familie beantwortet werden sollten
- Plus im zweiten Teil: 10 Beziehungsratschläge für weniger Stress und mehr Zufriedenheit in der (Eltern-) Partnerschaft.
Das Elterngeld sinnvoll nutzen
Der Elterngeldantrag. Für viele ein Dorn im Auge, je näher der Geburtstermin rückt. Aber es lohnt sich und ist gar nicht so kompliziert, wie es zunächst scheinen mag. Wer sich gut informiert und die Möglichkeiten optimal zusammenlegt, kann einiges herausholen und mehr Zeit mit seinem Kind, sowie dem Partner verbringen.
Dabei ist die Zusammenstellung der Elterngeldmonate durchaus relevant. Im Austausch mit anderen Eltern habe ich festgestellt, dass viele nicht ausreichend informiert sind. Wir sollten genau wissen, welche Optionen als Eltern bestehen und sollten kein Geld liegen lassen.
Einmal zum Vorgehen: Aus meiner Sicht solltet ihr euch zunächst mit den Optionen auseinandersetzen und anschließend gemeinsam planen. Jede Situation ist anders und deshalb macht es Sinn, alle Eventualitäten abzuklären, ehe man es im Nachhinein bereut. Besonders gut erläutert sind die Elterngeld-Optionen zum Beispiel auf familienplanung.de.
Um euch ein Beispiel zu geben, würde ich kurz berichten, wie ein Paar, das ich berate, das Elterngeld nutzen konnte: Ein:e Partner:in ist 12 Monate in Elternzeit gegangen und hat 11 Monate Basiselterngeld bezogen. Nach 11 Monaten hat der:ie andere Partner:in vier Monate Eltern(teil)zeit genommen und Elterngeld erhalten. Zwei Monate erhielt die zweite Person Basiselterngeld und zwei Monate ElterngeldPlus. Ab dem 16. Lebensmonat nutzten sie vier Monate den Partnerschaftsbonus. Hier arbeiten beide Eltern mindestens 25 und höchstens 30 Std. die Woche und erhalten vier Monate weiter ElterngeldPlus. Kleiner Tipp: Die Stunden können auch aus Mischeinkünften zusammengestellt sein (zum Beispiel 18 Stunden angestellt und 7 Stunden selbstständig o.ä.). Zusammenfassend haben wir 19 also Elterngeldmonate genutzt.
Es gibt viele Möglichkeiten, die Monate zu kombinieren und es zahlt sich aus, etwas Zeit in die Planung zu investieren.
Auch der Austausch mit anderen Eltern kann weiterhelfen. Besonders gut informieren könnt ihr euch auch auf der Seite des bmfsfj. Hier gibt es zudem die Möglichkeit, die Hotline zu wählen und Fragen direkt zu klären.
Wie der Elterngeldantrag genau ausgefüllt wird würde das Thema an dieser Stelle sprengen. Zum Beispiel findet ihr auf familienportal.de eine gute Möglichkeit, dieses mit digitaler Unterstützung umzusetzen. Falls ihr nicht in den entsprechenden Bundesländern wohnen solltet, kann es trotzdem als Hilfe dienen. Es gibt zudem gute Erklärvideos, beispielsweise von einfach-elterngeld.de. Diese Anbieter stellen auch eine Software, sowie professionelle Beratung zur Verfügung, falls ihr das Thema abgeben möchtet.
Ein weiteres “Good to know”: Euren Elterngeldantrag könnt ihr jederzeit anpassen. Elternzeit könnt ihr verlängern oder auch anders aufteilen. Wichtig ist nur, dass dies längstens 3 Monate rückwirkend möglich ist. Für viele eine wirklich gute Möglichkeit, sollte es Änderungen geben oder ihr als Familie andere Bedürfnisse haben als ursprünglich gedacht.
Was gibt es ganz konkret im Familienalltag für die gute Umsetzung zu beachten?
Grundsätzlich entwickelt es sich häufig folgendes: Das Elternteil, welches die erste Zeit zuhause ist (meistens nach wie vor die Mutter), kennt alle Aufgaben rund um Kind und Haushalt. Und hat diese zu einem großen Teil inne. Wichtig ist aus Erfahrungswerten, dass Paare sich hier genau besprechen und regelmäßig sicherstellen, dass keiner überfordert ist. In vielen Fällen schleichen sich Routinen ein und diese werden viel zu spät hinterfragt.
Daher macht es Sinn, sich grundsätzlich regelmäßig über alle Aufgaben und aktuelle Befindlichkeiten auszutauschen und die Regelungen anzupassen. Weiterhin sollte bei jedem Wechsel der Gegebenheiten eines wichtig sein: Die Aufgaben müssen neu verteilt und auch abgegeben werden. Beispielsweise, wenn die Aufteilung von Arbeit und Betreuung eine andere wird. Wichtiger Hinweis: Schaut bei euren Absprachen nicht auf die To-dos, sondern viel mehr auf die Verantwortlichkeit (also den gesamten Bereich und die darunter liegenden To-dos).
Mein betreutes Paar arbeitete, wie oben beschrieben, ab dem 15. Lebensmonat des Kindes jeweils 25 bis 30 Stunden. Dafür haben sie einen konkreten Plan aufgestellt: Wer wann arbeitet (der andere ist entsprechend für das Kind verantwortlich), wann Familienzeit stattfindet, wer wann Zeit für sich hat, wann Paarzeit eingeplant wird, wann Freund:innen gesehen werden, etc..
Hier gibt es sicherlich für euch ganz persönlich noch weitere Aspekte, die mit einfließen sollten. Ein derart detaillierter Plan mag zunächst sehr statisch klingen, jedoch sorgt diese Planung letztendlich in alle Richtungen für deutlich mehr Freiraum. Und das weil wir die vereinbarten Zeiten ja wieder ganz individuell füllen können.
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In eurer Planung kann zum Beispiel die Person, die für das Kind zuständig ist, an diesem Tag auch für seine Pflege und Verpflegung, aktuelle Besorgungen und bestimmte Ausfgaben im Haushalt verantwortlich sein. Weitere anfallende Aufgaben im Haushalt werden nach Sinn und Kapazität aufgeteilt. Auf diese Weise kann Schritt für Schritt Verantwortung übertragen oder geteilt werden. Hier ist für manche Paare auch nicht nur das Annehmen eine Herausforderung. Es muss von beiden Seiten aus sichergestellt sein, dass die Verantwortung mit allen Elementen abgegeben und von der anderen Person verantwortungsbewusst übernommen wird.
Dieses Vorgehen hat bereits zahlreiche Paarbeziehungen sehr gestärkt, da das Verständnis für das Leben des anderen deutlich gewachsen ist. Zudem sind beide für das Kind verantwortlich und konnten gleichermaßen eine enge Bindung zu ihm aufbauen.
Was für euch (noch) wichtig ist, müsst ihr ganz individuell herausfinden. Es liegt in eurer Hand, wie die Entscheidungen ausfallen. Ob ihr beide eine Zeit lang in Teilzeit arbeitet, einer länger in Elternzeit geht, ihr die Elternzeit durch zwei teilt oder ihr ganz anders vorgeht.
Eines sollte klar sein: Wo eure Prioritäten im Leben liegen und wie ihr die Rahmenbedingungen dahingehend gestalten könnt.
Weitere Tipps: Es kann auch sehr helfen, Familie, Freund:innen oder Spezialist:innen einzubinden. Zum Beispiel für die Kinderbetreuung oder Aufgaben, die euch Zeit und Kraft rauben (Reinigung, Steuererklärung, Gartenarbeit, etc.). So wird bereits eine Basis für alle weiteren Aufgaben im Alltag geschaffen. Denn sind es doch deutlich mehr Aspekte, als man kurzfristig denkt. Entsprechend nimmt diese Möglichkeit Paaren viel Anspannung und Streitpotenzial. Gleichzeitig wird eher möglich, die Zeit dort zu investieren, wo der größere Output entsteht: In die Familie und die Arbeit, für die jeder ausgebildet ist.
Nicht zu vergessen: Unter den alltäglichen Umständen ist es sehr wichtig, dass Elternpaare Zeit zu zweit verbringen. Daher empfehle ich Babysitter bzw. Freunde oder Familie, die regelmäßig auf euer Kind aufpassen und euch Paarzeit ermöglichen auf jeden Fall. Ganz losgelöst davon, ob ihr einen Betreuungsplatz habt oder nicht.
Von diesen Rahmenbedingungen nun zu konkreten Tipps für eure Paarbeziehung:
“10 Tipps für weniger Stress und mehr Zufriedenheit in der (Eltern-) Paarbeziehung”