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Ängste als Paar und Familie ernst nehmen und nutzen

Ängste als Paar und Familie ernst nehmen und nutzen

In vielen Lebensbereichen werden Ängste negativ angesehen. Wir sollten sie nicht zu deutlich zeigen, wenig an uns heranlassen und möglichst schnell ausräumen. Dabei machen zahlreiche Menschen jedoch einen großen Fehler: Sie verpassen die Chance, aus diesen Gefühlen und Situationen zu lernen, sowie Ängste für sich zu nutzen.

Warum dieses so wichtig ist, weshalb Ängste sehr positiv sein können und wie ihr als Paar eure Ängste nutzen könnt, erfahrt ihr im folgenden Artikel.

Was ist Angst?

Angst oder auch Furcht ist eine Emotion, die wir verspüren, wenn wir uns bedroht fühlen oder auch an die Bedrohung denken. Evolutionsbedingt löst Angst Flucht oder (aktive/passive) Vermeidung der Situation aus. Wenn wir uns fürchten, verspüren wir unterschiedliche Symptome wie etwa Herzklopfen, schnelle Atmung oder Zittern.
Diese Reaktionen aktivieren ein Verhaltensmuster bei uns. Wir verfallen zunächst in Schockstarre. Anschließend reagieren wir entweder mit Vermeidung (Flucht), Abwehr oder wir erkunden die Situation. 

Wichtig: Krankhafte Angstzustände wie Angststörungen, Neurosen etc. sollten wir direkt sehr ernst nehmen und in jedem Fall professionelle Hilfe hinzuziehen.

Ängste sind nicht grundsätzlich negativ

Fast alle neuen Situationen in unserem Leben sind auch mit Unsicherheiten oder Ängsten verbunden. Wir verlassen unsere Komfortzone und trauen uns auf einen unbekannten Weg. Wenn wir die neue Situation das erste Mal erleben, ist die Chance für Ängste hoch. Aus diesem Grund ist es schlichtweg normal, dass wir uns unwohl fühlen, unsicher sind und Zweifel haben. Entsprechend des Verhaltensmusters könnten wir also eine Abwehrhaltung einnehmen oder auch einfach aus der Situation flüchten. Beispiele hierfür können werdende Väter sein, die sich von der schwangeren Partnerin distanzieren oder auch Paare, die kritische Themen einfach nicht mehr ansprechen, da sie Angst vor der Konfrontation haben. Auch wenn wir Ängste in der Vergangenheit vermieden oder abgewehrt haben, können wiederkehrende Erfahrungen die Angstsymptome erneut auslösen. Ein Beispiel sind Ängste während der Schwangerschaft mit dem ersten Kind, die bei einer weiteren Schwangerschaft erneut (ggf. sogar verstärkt) auftreten.

Wir können bei auftretender Unsicherheit oder Angst jedoch auch auf die Suche gehen. In diesen Momenten bzw. Situationen hilft es ungemein, dort hinzuschauen, wo wir unsicher sind, offene Fragen haben oder Angst verspüren. So kommen wir nachhaltig weiter. Das Ziel sollte aus meiner Sicht oftmals nicht einfach die Überwindung der Angst, sondern das nachhaltige Nutzen der Angst sein.

Ängste als Paar und als (werdende) Eltern

Besonders rund um die Themen Schwangerschaft, Geburt, Elternsein und Familienleben sehen Paare sich immer wieder mit neuen Fragen und Herausforderungen konfrontiert. Dass hiermit fast immer auch Ängste verbunden sind, erschließt sich eigentlich automatisch. Leider dürfen wir hier oft jedoch kaum hinsehen oder sollten schnell wieder nach vorne schauen. Andere haben es schließlich auch geschafft, wir sind ja nicht aus Zucker und auch sonst wird es sich bestimmt irgendwann positiver entwickeln.

Nach zahlreichen Gesprächen und auf Grundlage vieler Erfahrungen muss ich euch jedoch sagen, dass diese positive Entwicklung eher unwahrscheinlich ist. Es ist schlichtweg kaum möglich, dass sich Ängste oder festgefahrene negative Strukturen einfach so in Luft auflösen und wir von einem Moment auf den anderen unser Verhalten verändern können. Kaum ein Paar schafft es ohne gemeinsame Arbeit an den Auslösern aus der Angst nachhaltig wieder heraus.

Die Arbeit an euren Themen liegt dabei bei euch – und natürlich dürft ihr euch bei Bedarf auch Unterstützung nehmen.

Entsprechend zahlreicher Studien und Beobachtungen ist es in jedem Fall deutlich einfacher, die aufkommenden Befürchtungen zeitnah anzugehen. Oftmals können wir sogar zukünftige Ängste mit aktuellen Befürchtungen neutralisieren und uns stärken. Langfristig festgefahrene Strukturen oder sogar krankhafte Ausmaße sind leider nur mit viel Zeit und Aufwand wieder bearbeitbar.

Wie ihr als Paar vorgehen könnt

In eurer Partnerschaft grundsätzlich bzw. auch als (werdende) Eltern dürft ihr euch gern regelmäßig mit Ängsten auseinandersetzen. Sei es für euch allein oder auch gemeinsam als Paar. Manchmal sind es auch nur kleine Aspekte, die uns unwohl stimmen. Selbst diese könnt ihr gemeinsam anschauen und Lösungen suchen.

Furcht oder Angst zu erkennen, sowie zu deuten ist manchmal gar nicht so einfach. In sehr vielen Fällen kann man jedoch beobachten, dass Übung sprichwörtlich den Meister macht. Wie mit vielen anderen Themen in unserer Partnerschaft, solltet ihr nicht verzweifeln, wenn es nicht beim ersten Versuch direkt einwandfrei funktioniert. Es gilt sich heranzutasten und Schritt für Schritt voran zu gehen.

Erste Schritte für das Erkennen von Ängsten in eurem Leben können die folgenden sein:

  • Einerseits könnt ihr einmal genauer auf Körpersignale in bestimmten unangenehmen Situationen hören: Was passiert genau mit mir/uns? Welche Situation ist es? Welche Themen werden besprochen oder vor Augen geführt?
  • Andererseits macht es Sinn zu schauen, ob bestimmten Problemen oder Situationen vielleicht Ängste zugrunde liegen. Kommt ihr wiederholt in bestimmten Momenten, bei bestimmten Themen als Paar nicht weiter? Gibt es bezüglich ähnlicher Themen wiederholt Streit?
  • Vermeidet ihr bestimmte Gespräche, Situationen oder Menschen, da ihr etwas befürchtet?
  • Gibt es Ängste, die ggf. von anderen Menschen übernommen wurden (Glaubenssätze, Erfahrungen etc.)?

Das könnt ihr jetzt tun

  • Sucht das Gespräch und besprecht die oben genannten Fragestellungen. Geht der Angst auf den Grund
  • Überlegt, wie Lösungswege aussehen können. Macht euch zum Ziel, Befürchtungen für euch zu nutzen und als Team weiterzukommen.

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Posted in Beziehungstipps, Familienleben, Familienzeit, Paarberatung, Paartherapie

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